Auf den Spuren einer verlassenen Siedlung bei Scharmede: Sonderausstellung „Leben am Rande der keltischen und römischen Welt“ mit archäologischen Funden aus der Region noch bis zum 5. Mai in der Wewelsburg
Archäologie vor der eigenen Haustür ist spannend, die Gäste der Wewelsburg zeigten sich fasziniert: Bei einer Führung durch die aktuelle Sonderausstellung nach Grabungen in Scharmede stellten die beiden Archäologen Sven Spiong, Leiter der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen, und David Petö, wissenschaftlicher Bearbeiter, die dort ausgestellten Funde vor und gaben im anschließenden Vortrag Einblicke in den Stand der Forschung.
Niemand hätte gedacht, dass 2016 die Bauarbeiten für einen Sportplatz in Scharmede weitreichende Erkenntnisse zur frühen Besiedlung dieses Ortes ans Tageslicht bringen würden. Die Archäologen ahnten zumindest, dass sie hier zur Siedlungsgeschichte des Hellwegraumes fündig werden könnten und wurden nicht enttäuscht: Insbesondere die Freilegung eines kompletten Hofgrundrisses aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. darf als Glücksfall für die regionale archäologische Forschung angesehen werden. Sie ermöglicht Einblicke in den Alltag der Menschen dieser Zeit. Der junge ungarische Archäologe David Petö, der in Bochum Ur- und Frühgeschichte sowie Wirtschafts- und Rohstoffarchäologie studiert hat, zeigte sich begeistert über die nahezu 4000 Keramikfragmente, die er bei der Grabung borgen konnte und derzeit für eine Masterarbeit unter die Lupe nimmt.
Sven Spiong, der zusammen mit Andreas Weiß, dem stellvertretenden Leiter des Kreismuseums Wewelsburg die Sonderausstellung erstellt hatte, ordnete den Befund in den größeren historischen Zusammenhang ein. Demnach war die Gruppe von Höfen beim heutigen Scharmede vom 4. bis etwa zum 7. Jahrhundert nach Christus eingebettet in einen Siedlungsbereich entlang des Hellwegs, der sowohl mit dem rheinischen und gallischen Raum und damit mit den Römern und ihren Nachfolgern in Beziehung stand. Gepflegt wurden auch Kontakte zu den Bewohnern höher gelegener Höfe, auf denen Weidewirtschaft betrieben wurde. Die Funde zeigen, dass die Menschen der Hofsiedlung von Scharmede von eigener Landwirtschaft lebten und an Webstühlen in Grubenhäusern ihre Kleidung produzierten. Durch den Handel gelangten sie aber in den Besitz des einen oder anderen dekorativen Gegenstandes, mit dem sie sich dann gerne schmückten.
Für die zahlreichen Gäste aus Scharmede hielten die ausgestellten Grabungsfotos einen echten Aha-Effekt parat: Sie nahmen mit, dass wohl so mancher Scharmeder sein Eigenheim sehr wahrscheinlich direkt über den einstigen Wohnstätten der spätantiken Hellweg-Bauern erbaut haben dürften. Zwei Besucher fragten sich daher zu Recht, was man wohl im Boden ihres Gartens zutage fördern könnte. Vielleicht lässt sich diese Frage mit Hilfe von Viktor Langolf beantworten, der als lizensierter Sondengänger bereits eine Menge an Objekten aus der Scharmeder Ur- und Frühgeschichte ans Tageslicht gefördert hat. Auch von ihnen ist eine Auswahl in der Ausstellung zu entdecken.
Die Sonderausstellung „Leben am Rande der keltischen und römischen Welt“ mit ausgewählten archäologischen Entdeckungen aus Scharmede ist noch bis zum 5. Mai im Kreismuseum Wewelsburg zu sehen. Der Zugang erfolgt durch die Erinnerungs- und Gedenkstätte. Der Eintritt ist frei.
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